Freitag, 17. Juli 2015

[Buchrezension] Floaters: Im Sog des Meeres - Katja Brandis




"Piraten, die damit Geld machen, Umweltaktivisten, die nicht nur dem Müll trotzen: Katja Brandis aufwühlender Roman über die Bedrohung unseres Ökosystems. 

2030, mitten im Pazifik: Ein gigantischer Teppich aus Plastikmüll. Der Milliardär Benjamin Lesser will diesen Müllstrudel recyceln. Mit an Bord seines Spezialschiffes sind die Zwillinge Danilo und Malika. Doch »Floaters« und andere Müll-Piraten haben längst begonnen, die
Abfälle auszubeuten und verteidigen gewaltsam ihr Revier. Lessers Schiff wird angegriffen und die Crew auf eine alte Bohrinsel verschleppt. Unter den Entführern ist der junge Arif – er scheint Malika beschützen zu wollen. Kann sie ihm vertrauen?"



"'Skylark, hier ist Hyperion."



Das Cover gefällt mir recht gut. Man sieht ein unruhiges Meer und darauf ein Segelschiff, was ja auch zum Inhalt passt.
Einzig die Schrift ist nicht so meins, obwohl sie rein optisch dazu passt.
Was den Titel selber angeht passt er irgendwie schon, da es im Buch auch um die "Floaters" geht, allerdings finde ich ihn nicht sooo gelungen, da es ja nicht hauptsächlich darum geht.
Die Kapitel sind mittellang.



Wie ihr ja warscheinlich durch meinen "Gemeinsam Lesen"-Post mitbekommen habt, ist mir Umweltschutz, gerade was Plastikmüll angeht, sehr wichtig, weshalb mich dieser Roman natürlich interessiert.
Ich bin froh, sagen zu können, dass Floaters  mich kein klitzekleines Bisschen enttäuscht hat, eher im Gegenteil: Es gehört wohl ziemlich sicher zu meinen bisherigen Jahreshighlights!
Zum einen ist natürlich die Geschichte drumherum schon toll. Ich stehe ja seit Das Herz von Libertalia  (übrigens auch von Beltz & Gelberg) total auf Piratengeschichten, und bei Floaters  geht es auch darum.
Brandis hat die Piraten meiner Meinung nach genauso dargestellt, wie ich mich Piraten vorstelle: schmutzig, roh und gewaltbereit.
Arif, einer der Protagonisten, wird von ebendiesen Piraten entführt, als diese sein Schiff überfallen und zerstören. Der Junge ist eigentlich gar nicht zum Piratendasein geschaffen, weshalb er sich zuerst auch nicht wohl auf deren Schiff fühlt. Als Leser kann man sich gut in seine Lage hineinversetzen, da die Schilderungen Brandis´ seiner derzeitigen (Gefühls-)Lage und die Handlungsweise der Piraten sehr anschaulich und greifbar sind.  Dadurch, dass man also erfährt, wie sie so sind, fühlt man mit Arif mit.
Obwohl allerdings nicht alle Piraten gleich "böse" sind, und es auch welche gibt, die der Leser hin und wieder sympathisch findet, weiß der Leser trotz allem natürlich, dass auch diese genauso roh und gewaltbereit sind wie die anderen. So schafft die Autorin also nicht nur Facettenreichtum unter den einzelnen Figuren, sondern auch Spannung, da man ja nicht will, dass Arif etwas passiert. Schließlich ist dieser, wie erwähnt, kein geborener Pirat, und wird auch dementsprechend von der Besatzung behandelt.

"Befehlen darf man nicht folgen, wenn sie gegen das eigene Gewissen gehen!"
(S. 244 - Malika zu Danílo)

Primär geht es bei Floaters  allerdings natürlich um den Umweltschutz und die Verschmutzung der Ozeane und Gefährdung der dort lebenden Tiere durch Plastikmüll - der Grund, weshalb ich mir das Buch eigentlich ausgesucht hatte.
Hier kommt dann die andere Protagonistin - Malika - ins Spiel, die, wie Arif, sympathisch ist. Obwohl ich da sagen muss, dass ich, wenn ich auch kein Problem mit ihr hatte, mich nicht so richtig "verbunden" mit ihr gefühlt habe. Dennoch erhält der Leser einen Einblick in ihre Gefühlswelt und kann ihre Handlungen nachvollziehen. Sie ist ebenfalls ein Charakter mit Tiefe, was ein weiterer Punkt ist, der mir an diesem Buch sehr gut gefallen hat.
Malika jedenfalls setzt sich sehr für den Umweltschutz ein, da sie und ihr Bruder, dadurch, dass ihre Eltern Segler sind, auf dem Meer quasi aufgewachsen sind. Sie will den Müll aus dem Ozean fischen, und wie es der Zufall will, trifft sie auf einen Millionär, der genauso ein Projekt startet (das klingt jetzt vielleicht etwas doof und irgendwie unwahrscheinlich, ist im Buch aber alles andere als das dargestellt, also keine Sorge! ;) ).
Was ich wirklich, wirklich gut finde, ist, dass man merkt, dass sich die Autorin mit dem Thema Müllteppich usw. auseinandergesetzt hat. Sie verbindet schreckliche Wahrheiten mit einem Fünkchen Fiktion und regt dadurch vielleicht sogar die Leute zum Nachdenken an, die sich vorher nie dafür interessiert haben.
Denn auch wenn man es nicht weiß: Im Meer existieren wirklich  riesige Müllteppiche und -strudel aus Plastik, die auch dort bleiben, weil Plastik nicht verschwindet sondern nur in immer kleinere und kleinere Partikel zerfallen. Und dabei werden nicht nur die größeren Plastiktüten u. Ä. von Meerestieren und Vögeln gefressen, weil sie sie mit Nahrung verwechseln, auch diese kleinsten Plastikteile verwechseln die Tiere mit Plankton. Das hat zur Folge, dass die Innereien der Tiere, dadurch, dass diese das Plastik nicht verdauen können, damit "verstopfen" und die Tiere sozusagen mit vollem Magen verhungern.
All dies wird in Floaters  super aufgenommen und mal mehr mal weniger subtil zur Sprache gemacht. Wer beim Lesen glaubt, dies sei alles Fiktion der Autorin, wird in ihrem Nachwort, in dem sie die traurigen Fakten aufzählt, eines Besseren belehrt.
Und hier kommen wir zu dem Punkt, der mir am meisten gefallen hat: Die Autorin versteht es, harte Realität so mit Fiktion und Spannung zu vermischen, dass man gar nicht anders kann, als sich damit auseinanderzusetzen und über die Probleme nachzudenken. Dabei hat mir auch der Zukunftsaspekt gefallen: Bereits jetzt, 2015, ist die Situation was das angeht schon schlimm, aber Brandis hat das in ihrem Roman glaubwürdig weitergesponnen; Was passiert, wenn wir nichts unternehmen?
Denn wir haben  nun einmal Meere voller Plastikmüll. Wenn wir daran nichts ändern, werden vielleicht irgendwann keine Tiere mehr in den Ozeanen leben. Falls wir dann überhaupt noch Ozeane haben und nicht riesige Müllhalden.
Dadurch, dass die Autorin also einen Blick in die - nahe, nebenbei bemerkt - Zukunft wirft, ist die Wahrscheinlichkeit vielleicht sogar noch größer, dass mehr Menschen die Augen öffnen.



Ein wirklich toller Roman, in dem die Autorin dem Leser, ob dieser nun will oder nicht, die Augen öffnet. Sie vermischt Sachbuch mit Abenteuergeschichte, sodass man gar nicht mehr aufhören kann zu lesen und zwangsläufig mit dem Problem Plastikmüll in den Meeren konfrontiert wird.
Floaters  ist nicht nur spannende Lektüre mit facettenreichen Charakteren und einem tollen Plot, sondern regt auch zum Nachdenken an und lässt einen auch lange, nachdem man das Buch beendet hat, nicht mehr los.
5/5 Lesehasen.



http://www.beltz.de/kinder_jugendbuch/unsere_autoren/autorenseite/2202-katja_brandis.htmlKatja Brandis, geb. 1970, ist seit vielen Jahren begeisterte Taucherin. In den Meeren dieser Welt hat sie unvergessliche Begegnungen mit Haien, Rochen und Delfinen erlebt. An Land arbeitet sie als freie Autorin und hat bereits zahlreiche Abenteuer- und Fantasyromane für Jugendliche veröffentlicht. Sie lebt mit Mann und Sohn in der Nähe von München.
Quelle





Vielen lieben Dank an

beltz.de

für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! ♥




GLG, 



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